Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung setzt auf erneuerbare Energien und Flexibilität. Der Paradigmenwechsel von fossilen und atomaren Kraftwerken hin zu dezentralen erneuerbaren Back-ups soll die Versorgungssicherheit und Klimaneutralität gewährleisten.
Die Energiewende steht an einem entscheidenden Wendepunkt: Die Bundesregierung hat unter der Leitung von Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner wesentliche Elemente einer neuen Kraftwerksstrategie festgelegt. Diese zielt darauf ab, die überholte Struktur fossiler und atomarer Großkraftwerke zu überwinden und stattdessen Flexibilität und Dezentralität in den Vordergrund zu rücken. Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), betont die Notwendigkeit, dass Erneuerbare Energien als systemsetzend anerkannt werden und ein dezentrales erneuerbares Back-up für Sonne und Wind die effektivste Lösung darstellt.
Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung skizziert einen Rahmen, der nun mit Leben gefüllt werden muss. Es geht darum, eine Flexibilitätsstrategie zu erarbeiten, die Hand in Hand mit dem Strommarktdesign geht. Die Detailfragen sollen in Zusammenarbeit mit den Verbänden geklärt werden, um no-regret Maßnahmen zu identifizieren, die flexible erneuerbare Kapazitäten zur Verfügung stellen können. Die Technologieoffenheit, die in der Strategie verankert ist, wird dabei ausdrücklich begrüßt.
Ein wichtiger Schritt in der neuen Kraftwerksstrategie ist die Reduzierung der auszuschreibenden Kapazitäten für H2-ready-Gaskraftwerke. Der BEE sieht dies als eine richtige Entscheidung an, um fossilen Überkapazitäten entgegenzuwirken. Allerdings wird die Verlängerung der Frist für den Umstieg auf Wasserstoff kritisch gesehen. Neue fossile Gaskraftwerke müssen nach Meinung des BEE bis spätestens 2035 auf Wasserstoff umgestellt werden, um die Klimaziele nicht zu gefährden.
Bei den Ausschreibungen für neue Kraftwerkskapazitäten müssen alle verfügbaren klimafreundlichen Flexibilitätspotenziale berücksichtigt werden. Dazu zählen insbesondere steuerbare Quellen wie Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, grüne Kraft-Wärme-Kopplung, Speicher und Power-to-X. Besonders die Bioenergie hat das Potenzial, bis 2030 zwölf GW und bis 2045 sogar 24 GW an steuerbarer Leistung bereitzustellen, und das zu vergleichsweise geringen Kosten.
Der BEE spricht sich klar für ein dezentrales System aus und fordert, dass die Standorte der neuen Kraftwerke systemdienlich und verbrauchsnah gewählt werden. Dies unterstützt nicht nur die Netzstabilität, sondern auch die regionale Wertschöpfung und Akzeptanz der Energiewende vor Ort.
Die Förderung der systemdienlichen Nutzung von Elektrolyseuren, die Vermeidung von Doppelbelastungen und die Nutzung von Überschussstrom sind weitere positive Aspekte der Kraftwerksstrategie. Zudem ist geplant, die Planungs- und Genehmigungsverfahren für die in der Strategie enthaltenen Kraftwerke zu beschleunigen, was eine zügige Umsetzung der Energiewende unterstützen soll.
Kernfusion und CO₂-Abscheidung und -speicherung werden als teure Experimente angesehen, die angesichts des Ausbaus der Erneuerbaren und der Sektorenkopplung nicht mehr benötigt werden. Stattdessen sollte der Fokus auf grünem Wasserstoff liegen, der überwiegend heimisch und dezentral produziert wird und Klimaschutz mit Wertschöpfung und Versorgungssicherheit verbindet. Besonders die Versorgung der Industrie mit grünem Wasserstoff sollte im Vordergrund stehen.