Covestro-Chef Markus Steilemann plädiert für die Wiederaufnahme der Atomenergie in Deutschland. Er sieht in der Kernkraft eine Notwendigkeit, um die Energiepreise zu senken und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, bis erneuerbare Energien ausreichend ausgebaut sind.
Die energiepolitische Debatte in Deutschland hat durch die jüngsten Aussagen des Covestro-Chefs Markus Steilemann neue Impulse erhalten. In einem Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" forderte Steilemann die Wiederinbetriebnahme der stillgelegten deutschen Atomkraftwerke. Er betonte, dass dies ohne den Bau neuer Anlagen möglich sei und lediglich den politischen Willen voraussetze. Seine Argumentation stützt sich auf die Notwendigkeit, die Energiepreise zu senken und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, bis erneuerbare Energien diese Rolle übernehmen können.
Als Dax-Manager und Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) vertritt Steilemann eine Industrie, die von stabilen und kostengünstigen Energieversorgungen abhängig ist. Seine Forderung nach einer Rückkehr zur Atomkraft spiegelt die Sorgen vieler energieintensiver Unternehmen in Deutschland wider. Diese sehen sich mit steigenden Energiepreisen und einer unsicheren Versorgungslage konfrontiert, die ihre Wettbewerbsfähigkeit bedroht.
Steilemann schlägt vor, die existierenden Atomkraftwerke so lange am Netz zu lassen, bis der Ausbau der erneuerbaren Energien ausreichend fortgeschritten ist. Er argumentiert, dass dies zu einer Senkung der Energiepreise führen und den Unternehmen helfen würde, die Übergangszeit bis zur vollständigen Energiewende zu überbrücken. Dieser pragmatische Ansatz soll die Versorgungssicherheit gewährleisten, ohne neue Atomkraftwerke zu errichten.
Deutschland hat sich im Zuge der Energiewende und nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima dazu entschieden, aus der Atomenergie auszusteigen. Diese Entscheidung hat zu einer intensiven Diskussion über die besten Wege zur Gewährleistung einer sicheren, nachhaltigen und bezahlbaren Energieversorgung geführt. Steilemann kritisiert in diesem Zusammenhang die politischen Entscheidungen, die seiner Meinung nach zu einer Verknappung des Angebots und damit zu steigenden Preisen geführt haben.
Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit seinem Atomausstieg relativ isoliert da. Viele Nachbarländer setzen weiterhin auf Atomkraft oder planen sogar den Bau neuer Reaktoren. Steilemann verweist auf diese Länder, um zu unterstreichen, dass eine sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung auch mit Hilfe der Atomkraft möglich ist. Er sieht die deutsche Debatte als "ideologisch verhärtet" an und plädiert für eine sachlichere Auseinandersetzung mit dem Thema.
Langfristig setzt auch Steilemann auf den Ausbau der erneuerbaren Energien. Er sieht in ihnen die Zukunft der Energieversorgung, betont jedoch, dass der aktuelle Ausbaustand noch nicht ausreicht, um die Atomkraft kurzfristig zu ersetzen. Die Brückentechnologie Atomkraft könnte nach seiner Ansicht dazu beitragen, den Übergang zu erleichtern und die Energiepreise zu stabilisieren.
Die Forderung von Covestro nach einer Wiederaufnahme der Atomkraft wirft wichtige Fragen für die Energiepolitik auf. Es geht um die Balance zwischen Umweltschutz, Versorgungssicherheit und wirtschaftlicher Vernunft. Die Politik ist gefordert, Lösungen zu finden, die diesen Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig den Weg für eine nachhaltige Energiezukunft ebnen. Die Diskussion um die Atomkraft zeigt, dass dieser Weg komplex ist und einer differenzierten Betrachtung bedarf.