Wärmeversorgung Norderstedt klimaneutral 2040: Bundesminister Habeck besucht die Stadtwerke, die durch innovative Projekte wie die Nutzung der Abwärme ihres Rechenzentrums jährlich 2.800 Tonnen CO2 einsparen. Ein Transformationsplan und kommunale Wärmeplanung steuern Norderstedt zur Klimaneutralität.
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, bereist den Nordwesten Deutschlands, um sich vor Ort die Umsetzung erneuerbaren Heizens anzusehen. Ein wichtiges Reiseziel sind die Stadtwerke Norderstedt. Diese haben ein innovatives Projekt zur Nutzung der Abwärme ihres Rechenzentrums gestartet, das jährlich 2.800 Tonnen CO2 einspart. Bereits 2040 wollen die Stadtwerke Norderstedt ihre Stadt klimaneutral mit Wärme versorgen. Die 2023 begonnene kommunale Wärmeplanung und ein intern entwickelter Transformationsplan navigieren sie auf ihrem "Norderstedter Weg" zum Ziel.
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045. Schleswig-Holstein will dieses Ziel bereits fünf Jahre früher erreichen. Das erfordert eine umfassende Transformation der Energieversorgung, die neben technischen Lösungen auch eine strategische Steuerung und eine Verzahnung verschiedener kommunaler Bereiche beinhaltet. Der Wärmeversorgung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Die Stadtwerke Norderstedt haben sich dieser Herausforderung gestellt und arbeiten intensiv an der Dekarbonisierung ihrer Infrastruktur.
Vor gut 40 Jahren haben die Stadtwerke Norderstedt mit dem Bau des ersten Blockheizkraftwerks (BHKW) den Grundstein für das heutige Fernwärmenetz mit 84 Kilometern Länge und 13 BHKW gelegt. Nun entwickeln die Stadtwerke Norderstedt eine Zukunftsstrategie zur Dekarbonisierung dieser Infrastruktur. Aus unternehmensinternen Analysen, Erkenntnissen aus Forschungsprojekten und einer engen Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen in Schleswig-Holstein und Hamburg wurde ein Transformationsplan erarbeitet, der die Wärmeversorgung der Stadt Norderstedt in die Klimaneutralität überführen soll. Diesem "Norderstedter Weg" folgend haben die Stadtwerke Norderstedt mit dem Umbau der Fernwärmeversorgung begonnen.
Insbesondere das Projekt zur Nutzung der Abwärme des eigenen Rechenzentrums findet derzeit bundesweit viel Beachtung. Drei Kältemaschinen mit einer durchschnittlich erbrachten Kälteleistung von 700 Kilowatt wurden zur Kühlung der Server eingesetzt. Die Vor- und Rücklauftemperaturen des Kühlwasserkreislaufs im Rechenzentrum betragen 19 und 13 Grad Celsius. Nach einer zweijährigen Planungsphase wurden im Oktober 2023 zwei Großwärmepumpen der Firma Carrier installiert. Nach insgesamt einjähriger Bauzeit und einem Probelauf wurden die Wärmepumpen Ende April 2024 in Betrieb genommen.
Die aufseiten der Fernwärme in Reihe geschalteten Wärmepumpen heben die Rücklauftemperatur des Fernwärmenetztes von rund 60 Grad auf 81 Grad Celsius an, speisen sie in den Vorlauf des Netzes ein und gewinnen aus der Abwärme des Rechenzentrums so langfristig eine maximale Leistung von 1,8 Megawatt. Zwei Umluftkühler in der neuen Energiezentrale sorgen für eine konstante Raumtemperatur unter 40 Grad Celsius und erhöhen durch eine direkte Verbindung zum Kältemittelkreislauf zusätzlich die genutzte Abwärme.
Eine Stadt wie Norderstedt klimaneutral mit Energie und Wärme zu versorgen, heiße sich im ersten Schritt immer wieder zu fragen, wo die ungenutzten Energiequellen dieser Stadt sind, so Nico Schellmann, Werkleiter Energie. Sonne und Wind seien die offensichtlichen, aber nicht überall einsetzbaren Lösungen: "Die Nutzung der Abwärme unseres Rechenzentrums ist vielleicht weniger offensichtlich, aber besonders sinnvoll, da die Rechnerleistungen in Zukunft, auch dank KI deutlich ansteigen werden." Im zweiten Schritt gelte es dann, innovative Lösungen zur Erschließung dieser Energiequellen durch clevere Kopplung der Sektoren zu finden, beschreibt Nico Schellmann die Herangehensweise der Stadtwerke Norderstedt.
Ein weiterer Vorteil der innovativen Anlage ist, dass es im Stadtgebiet leiser wird, da mit dem Wegfall der auf dem Dach des Rechenzentrums installierten Kühler auch die von ihnen verursachten Lärmemissionen entfallen. Da das Betriebsgelände und das Rechenzentrum zentral im Wohnquartier Norderstedt-Mitte liegen, sind die Rahmenbedingungen, hier eine Anlage zur Wärmeerzeugung zu installieren, komplex. "Wir haben diese Rahmenbedingungen nicht als Hürde begriffen, sondern darin die Chance gesehen, sie gewinnbringend in unsere Planungen zu integrieren. So haben wir eine Lösung entwickelt, die einen Beitrag zur Wärmeversorgung der Stadt leistet und gleichzeitig die Lebensqualität des angrenzenden Wohngebiets steigert", erläutert Robert Roß, Energiemanager der Stadtwerke Norderstedt. Seit Inbetriebnahme hat die Anlage bereits 2.800.000 Kilowattstunden Wärme - der Jahresbedarf von etwa 280 typischen 2-Personen-Haushalten - an das Fernwärmenetz abgegeben. Jährlich wird das Projekt mindestens 2.800 Tonnen CO2 und fünf Prozent Erdgas einsparen.
Die Stadtwerke Norderstedt sind ein Vorbild für andere Kommunen in Deutschland. Ihr Engagement und ihre innovativen Lösungen zeigen, wie die Wärmeversorgung Norderstedt klimaneutral 2040 erreicht werden kann. Bundesminister Habeck betonte bei seinem Besuch die Bedeutung solcher Projekte für die nationale Klimastrategie. "Die Stadtwerke Norderstedt zeigen eindrucksvoll, wie kommunale Wärmeplanung und innovative Technologien Hand in Hand gehen können, um unsere Klimaziele zu erreichen", so Habeck.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zusammenarbeit mit anderen Städten und Gemeinden sowie der Wissenstransfer. Die Stadtwerke Norderstedt teilen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Transformationsprozess mit anderen Kommunen. Dies fördert nicht nur den Austausch von Best Practices, sondern beschleunigt auch die Umsetzung ähnlicher Projekte in anderen Regionen. "Wir sehen uns als Teil eines größeren Netzwerks und möchten unsere Erfahrungen weitergeben, um gemeinsam die Wärmewende voranzutreiben", erklärt Nico Schellmann.
Die Stadtwerke Norderstedt haben bereits viel erreicht, aber der Weg zur vollständigen Klimaneutralität ist noch lang. Zukünftige Herausforderungen werden unter anderem die Integration weiterer erneuerbarer Energiequellen und die kontinuierliche Optimierung der bestehenden Infrastruktur sein. "Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun. Wir werden weiterhin innovative Lösungen entwickeln und umsetzen, um unser Ziel der Wärmeversorgung Norderstedt klimaneutral 2040 zu erreichen", so Robert Roß.
Der Besuch von Bundesminister Habeck hat gezeigt, dass die Stadtwerke Norderstedt auf dem richtigen Weg sind und eine wichtige Rolle in der nationalen Klimastrategie spielen. Mit ihrem Engagement und ihren innovativen Projekten sind sie ein Vorbild für andere Kommunen und ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität.